43 – ausgelenkt

(Ich unterschlage übrigens keine Tage. Ich bin gegen jede Gewalt an Zeiteinheiten. Es ist einfach so, dass jene Tage, an denen nichts nennenswertes geschieht oder während derer wir an der selben Sache arbeiten, sich in der Post-Nummer einfach implizit erwähnt wähnen dürfen. Bloss keine Sentimentalitäten, sonst muss ich auch noch mit geschlechterkorrekte Post-Titel/-innen anfangen…)

Die gesamte folgende Übung – Grosse Zerlegung der Land Rover-Vorderachse – verdanken wir den zwei Freunden da oben. Der linke obere Achsschenkelbolzen hat mächtig Spiel in alle Richtungen – soviel, dass man das linke Vorderrad problemlos 5mm anheben kann, ohne die Achse zu bewegen.

Die gesamte Demontage wurde enorm erleichtert dadurch, dass alle Schrauben gründlich mit Rostlöser eingesuppt waren. Zuerst wurden die “Flüssigkeiten” abgelassen, wobei wir die Anführungszeichen dem Umstand verdanken, dass das linke Achsschenkelgehäuse eine dicke Pampe enthielt, von der ungefähr die Menge eines Suppenlöffels im Lauf einer Woche abtropfte. Es handelt sich dabei wohl um das Fliessfett, welches in der Defender-Vorderachse mit ihren Gleichlaufgelenken eingesetzt wird. Der Einsatz von Fliessfett in der Serie ist umstritten, da deren nadelgelagerten Kreuzgelenke langfristig unter der mangelhaften Schmierung leiden.

Just Add Water – Zerlegung der Vorderachse in 7 einfachen Schritten

1 – Wohlan denn, frisch gehts zuerst an die Simmerringe. Wer jetzt erwartet, dass ihm diese nach Entfernung der Haltebleche in die Hände fallen, liegt ziemlich daneben. Die massive Rostansammlung lässt sich nur durch kräftige Hiebe mit Hammer und Durchschlag beeindrucken.

2 – Anschliessend geht es mit den Mitnehmern weiter. Beim Entfernen der Nabendeckel freue ich mich wieder mal über die Kleinigkeiten, die man eben nur von einem lernen kann, der’s mal gelernt hat: den Schaft eines passenden  Schraubenziehers zwischen Nabe und Rand des Deckels runterklopfen, immer schön rundrum. In diesem Fall ist wieder mal kräftiger Hammereinsatz gefragt.

3 – Nun muss die Kronenmutter runter (wieder mal mit englischer Sicherungstechnik, die Chefs Missfallen erregt) sowie die sechs Schrauben raus, welche die Mitnehmer halten. Diese können nun abgenommen werden.

4 – Die Nabenmuttern (Schlüsselweite 52) liessen sich vielleicht auch mit Buschmethoden lösen. Wir sind froh, dass wir gerade den hübschen Rohrschlüssel frisch von der britischen Insel bekommen haben, denn auf der einen Seite lassen sich die beiden gekonterten Muttern nur im Päckchen mit dem Sicherungsblech lösen. Dafür kommt einem die Nabe nun ohne Widerstand entgegen.

5 – Nun werden noch Achsschenkel und Bremsankerschild abgeschraubt, dann lässt sich auch schon liebevoll die Steckachse alias Antriebswelle ziehen.

6 – Als nächstes werden die vier Schrauben des oberen Achsschenkel-Bolzens entsichert und gelöst, dann kann dieser entfernt werden. Als Anhaltspunkt für den Zusammenbau könnte man eventuell noch die Shims zählen und aufbewahren. Nun ist soviel Spiel in der Angelegenheit, dass sich die Achsschenkel-Gehäuse komplett entfernen lassen.

7 – Die Demontage der Lenkhebel kann auf der Werkbank erfolgen. Man stellt sich nun vor, es müssten ebenfalls nur die Muttern entsichert und von den Stehbolzen gelöst werden, um anschliessend den Hebel abzunehmen. Dabei hat man aber nicht mit Gevatter Rost gerechnet, der sich hier gründlich eingenistet hat. Der Schlüssel zur erfolgreichen Trennung, wie Chef eines stillen Abends entdeckt, liegt darin, auch noch die Stehbolzen auszudrehen, dann fällt die Sache praktisch von allein auseinander. Unter dem Lenkhebel sollte es keine Shims haben, könnte es aber doch, weil das Auto schliesslich aus England kommt und hat es bei unserem auf einer Seite auch tatsächlich.

“Chromkugeln” – irgendwie muss ich dabei immer an Mozart denken…

In Sachen Stehbolzen sollte ich mir noch hinter die Ohren schreiben: Wenn man diese schon extra nachbestellt, dann sollte man auch die richtigen ordern – nämlich pro Seite zwei gewöhnliche und zwei mit etwas dickerem Schaft für den verdrehungsfreien Halt. Aber mit der Bestellung scheint irgendwas faul zu sein, die kommt nämlich in jeder Hinsicht verdreht an. Doch dazu später…