Land Rover

33 – lenkrelais

lenkrelais - schau mir in die augen, kleines

Heute musste auch noch der letzte langjähriger Bewohner den Rahmen verlassen. Er hat sich lange Zeit der Räumung widersetzt, konnte zuletzt aber mit List und etwas wohldosierter Gewalt zur Aufgabe bewegt werden. Und das geht so:

Man beginnt, indem man dem Kollegen Lenkrelais Kragen und Bauch gründlich mit Rostlöser einseift. Sodann werden die beiden Bolzen oben an den Blechflanschen entfernt und unter grosszügiger Gewaltanwendung die mittels jeder Menge Rost befestigte untere Zentrierplatte abgeschlagen. Nun hat man Zugang zum Kern des Übels: Ausführliches Quellenstudium des literaturgläubigen Lehrlings hat nämlich ergeben, dass das Lenkrelais entgegen erster Vermutungen keineswegs spielfrei im Rahmen sitzt, sondern durchaus einen Luftspalt von umlaufend ca 0.5mm aufweist. Und dies auch nur im untersten Teil, weiter oben ist der Schaft des Lenkrelais-Körpers sogar noch weiter tailliert. Hier liegt auch die Ursache für die urgewaltige Verwurzelung des Lenkrelais im Rahmen:  jede Menge feinster Schlamm, Staub, Erde, Dreck… wie auch immer man es nennen mag.

IMAG0962lenkrelais, aussparung im rahmen
Lenkrelais ziehen: das Werkzeug und das Resultat

Das Geheimnis einer schmerzfreien Lenkrelais-Extraktion liegt nun darin, den feinen Spalt mit geeignetem Werkzeug, in unserem Fall einem hochspezialisierten, auf feinste Uhrmacherdimensionen gehämmertem Messingblechstreifen auszuräumen und aufzuweiten, bis man schliesslich sogar ein feines Metallsägeblatt einfügen kann. Sobald man die Hälfte des Umfangs einigermassen ausgeräumt hat, kann man mit leichten Hammerschlägen das Lenkrelais “freiwackeln”. Nun braucht es noch einige beherzte Schläge auf den unteren Deckel und das Ding macht sich langsam aber sicher auf den Weg aus dem Rahmen heraus. Die letzten paar Zentimeter gehen dann ohne weiteres von Hand – fürs Heldengefühl.

Warum das Relais überhaupt aus dem Rahmen musste? Das weiss im Nachhinein keiner mehr so genau. Der Drehwiderstand am Lenkhebel beträgt nämlich statt der gewünschten 4-6 kg eher 40-60 kg und eine Revision wäre daher angesagt. Auf diese hat beim Gedanken an die lauernde Feder niemand wirklich Lust und ein neues Lenkrelais steht schon auf der Bestellliste. Manchmal gehts einfach ums Prinzip. Jawoll.

Blattfedern revidieren

All dies nun wohl getan kommt das Chassis zur späteren Verwertung erst mal ins Teilelager. Den freigewordenen Platz nehmen die beiden Achsen ein.

Die stark vom Rost angebissenen vorderen Federpakete sind zuerst dran. Ab von der Achse sind sie schnell, danach kommt das erste Federpaket in den Schraubstock. Und jetzt müssen die kleinen Kinder raus: Mittels eines 5-Kilo-Vorschlaghammers und dem abgerissenen Schaft einer Austin Healey Steckachse (ja, auch diese brechen zuweilen…) gehts den Klammern an den Kragen. Nach einigen wohldosierten (sprich: urgewaltigen) Schlägen sind die Klammern ein Stück weit aufgebogen. Sie müssen das innerste Federblatt nicht unbedingt vollkommen freigeben, es muss nur zum Ausfädeln reichen. Der Federschmied würde hier natürlich eine Zange mit gewaltigen Hebeln nehmen, aber dem haben sich bis hierher vor Grauen sowieso schon sämtliche Nägel hochgerollt, darum wird er nicht gefragt. In der nächsten Vorstellung: Schrubben!

blattfedern vornvorderachse, blattfedern zerlegt
Blattfedern vorne

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