photographiert

am ende doch licht

© ähm, dings... 2005
ganz und gar unweihnachtlich, aber in einer weise aktuell. wir schauen hier in ein ding, dessen zweck sich mir im moment gerade verschliesst. es hat aber eine amüsierliche geschichte. irgendwann im jahre des herrn 1995 haben sich drei junge herren und ein schnelles auto nach italien verirrt. die angesprochenen werden sich erinnern und mir mit einem genauen datum zur hilfe eilen. sie waren in ihrem jugendlichen übermut beinahe geflogen an ihren bestimmungsort und in ihrem enthusiasmus hatten sie ausführlich photographische ausrüstung mitgebracht. einer von ihnen wusste sogar schon, dass man mit farbfiltern ganz tolle schwarzweiss-aufnahmen zaubern kann. ein anderer hatte gerade mal eine rollei t35 und einige päckchen hp5 dabei. letzterem umstand verdanken wir die existenz dieses bildes. nun wäre das ja an sich nichts weltbewegendes, aber die ilford-schwarzweissfilme haben ja die angenehme eigenschaft, dass selbst der dümmste sie mit hausmitteln entwickeln kann. nach dem rückflug von der sagenhaften feriendestination ging der dümmste also hin und machte sich ans werk. er spulte den film in eine entwicklungsdose, mischte chemikalien, mass temperaturen, rechnete, notierte – kurz, er hatte hohe ansprüche und erwartungen. dann nahm er die flasche mit dem fixierbad und goss sie schwungvoll in die dose. zweimal schütteln, abstellen, zweimal schütteln, nachdenken, verstehen, entsetzen! also erst mal gut spülen und dann den entwickler rein und nochmals von vorn, fünfzig prozent länger als geplant, man hat ja keine ahnung, jedoch hoffnungen. stoppen. fixieren. spülen. auspacken. fluchen. beiseite legen.

aber nicht vergessen. die geschichte geht weiter und hat ein ende: 1995 war die zeit, zu welcher der dümmste gerade etwas nähere bekanntschaft mit der elektronischen datenverarbeitung machte. dies auf einem gerät mit der sagenhaften geschwindigkeit von 133mhz, ausgestattet mit riesigem hauptspeicher von 16mb, unter sorgen und alufolie liebevoll selbst aufgerüstet auf gigantische 32mb zum sagenhaften preis von ca 250 franken, und schliesslich versehen mit einer festplatte von unüberblickbaren 1,6 gb, man halte sich fest! mit diesen weltbewegenden mitteln ausgestattet, war dem dümmsten irgendwie klar, dass dieser film nicht traditionell verarbeitet werden dürfte, das wäre schliesslich ein verschleiss von wertvollem photopapier mit ungewissem ausgang gewesen. nein, dieser film sollte gescannt und elektronisch aufgebürstet werden, die eth hatte ja irgendwo in ihren katakomben bestimmt einen diascanner, der sich dieses filmes annehmen würde. die umstände wollten es aber, dass der dümmste und das urviech sich immer dann begegneten, wenn der dümmste, nomen est omen, gerade nicht an besagten film dachte.

zehn jahre später. der dümmste hat zufälligerweise einen scanner auf dem tisch stehen und der, wenn auch bescheiden in der qualität aber doch immerhin, hat die fähigkeit, negative zu lesen. hier ist das erste resultat. ich war durchaus überrascht, wieviel doch in dem material drinsteckt und hoffe, nicht gelangweilt zu haben.

3 Comments

  1. ohne den sehr amüsanten text gelesen zu haben, war mein erster eindruck des bildes „sch… ist das fies, das bild hat was erschreckendes!“

    aber ja, du hast recht: es ist tatsächlich sehr überraschend, was sich aus einem damals falsch verarbeiteten film noch herausholen lässt. das macht mut, die bei mir noch rumliegenden sw-filme mal einem scanner anzuvertrauen…

  2. ich erinnere mich, …, aber wo zum geier war das? das war wohl nicht einer jener stillgelegten fabriken, das war wohl eher schon in piombino unten. anno dazumals. ich kann wohl unmöglich aus dem stegreif mit einem genauen datum dienen, 94 würde ich mal sagen. alles, was ich weiss, ist, dass ich auch noch ein paar rollen von seltsamen fotos von leersetehenden industriehallen und unbenutzten umschlagplätzen aus derselben rollei habe (mit dem super scharfen aber trotzdem ärgerlichen 40mm objektiv), auf die ich von zeit zu zeit stosse. zeigen konnte man das ja nie jemand. was habt ihr in der toscana gemacht, wie waren die ferien? „ach, es gab da ein paar sehr interessante verlassene liegenschaften, so orte, die richtig laut sprechen, wenn du diese sprache verstehen willst“. es sind geschichten, von was war und warum es dann doch nicht mehr ging, eines tages, und was noch kommen würde oder sollte oder hätte können. nicht mehr benutzte areale haben für den, der es will durchaus romantik, auch wenn es nur rostiges rollmaterial, elegant throhnende krananlagen, verbeulte container und sichbar schlecht unterhaltene nutzbauten in einem italienischen industriehafen sind, von dessen existenz man nie zuvor was gewusst hat. aber eben, erzähl das mal deiner nachbarin, oder freunden. da versuchen künstler permanenz zu inszenieren und plötzlich hat man es lebendiger und musealer vor sich und muss es doch für sich behalten. ich denke wir hatten noch mehr denn je, dieses interesse den dingen auf den grund zu gehen. wie uns dieser einheimische junge italiener belehrt hatte, dass man den wein beim bauern zu kaufen habe, und wie er uns dann bis weit ins tal hinab zu der quelle begleitet hatte und wie dann der bauer zuerst noch ein paar petflaschen suchen musste um den wertvollen trunk für uns abzufüllen, den wir mitten in der nacht selbstverständlich in lira bezahlen mussten. oder wie wir uns am ende verstritten haben, in einer italienischen küstenstadt und wie wir uns dann, jeder für sich, sorgen machen musste, ob man sich in einer so netten gegend wirklich verstreiten musste und ob man sich je wieder sehen würde in zürich. und wie wir wohl aus dem unbesiegbaren drang an der welt teilhaben zu können immer viel zu schnell in die kurven fuhren. danke den engeln, die dann doch die pneus wieder rechtzeitig auf den asphalt brachten, wenn da überhaupt asphalt war.

    bring noch mehr von diesen bildern, ich weiss noch wie der alltag all dies auffrass, und ich ahnte es irgendwie, als ich die filme damals gekauft habe. ich ahnte, dass ich wohl nie dazu kommen würde ins labor zu gehen. aber das interesse ist schon da und sobald ich dazu komme, werde ich mir einen negativscanner anschaffen…

  3. ich kann mich beim allerbesten willen nicht daran erinnern, wo das genau war. irgendwo in der umgebung gibt es noch ein umspannwerk, davon folgt dann das nächste bild. und das bild, das dich beim befeuchten und ausrotten der blumen am strassenrand zeigt, gibt auch keinen weiteren aufschluss und fällt ausserdem noch der zensur zum opfer…

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